8. Philharmonisches Konzert 21/22

Düstere Leidenschaften

Rachmaninow-Klavierkonzert mit Joseph Moog

AUFGEPASST (III)

Luigi Boccherini: Sinf. d-Moll,  Nr. 4 „La Casa del Diabolo“

Sergej Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 1 fis Moll

Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 6 h-Moll

Solist: Joseph Moog, Klavier

Dirigent: Josep Caballé Domenech, Bewerber für die Position  des Chefdirigenten

Luigi Boccherinis Nachruhm als Komponist beruhte lange Zeit fast ausschließlich auf seinem berühmten Menuett, das mit dem Text “Ach Anneliese komm, wir woll’n ins Kino geh’n” zum Schlager wurde. Abgesehen von kammermusikalischen Werken sind von dem Italiener zuweilen noch Cellokonzerte im Konzertsaal zu hören. Als bedeutender Wegbereiter des klassischen Stils neben Haydn verdient Boccherini jedoch weitaus mehr Beachtung! Von konstruktiver Phantasie zeugt seine düster-erregte Sinfonie Nr. 4 aus Opus 12, die er 1771 als Kammerkomponist des Infanten Don Luis am spanischen Hofe schrieb. Ihren Namen „La Casa del Diavolo“ („Das Haus des Teufels“) verdankt sie wohl der Tatsache, dass Boccherini im letzten Satz Material aus dem Finale von Glucks Ballett „Don Juan“ aufgreift, das auf dem Friedhof spielt und in dem sich das steinerne Denkmal des Commendatore an dem Mörder Don Juan rächt.

Einen äußerst leidenschaftlichen Ton schlägt auch Sergej Rachmaninow in seinem 1. Klavierkonzert an, das er als 17-jähriger komponierte. „Ich erinnere mich noch an jenen stürmischen Aufschwung, der den ganzen Konzertsaal aufrüttelte, als Rachmaninow nach den zwei Takten des Orchester-Unisonos sich mit reißenden fortissimo-Oktaven auf der Tastatur des Flügels stürzte“, schilderte ein Musikstudent, der 1892 bei der Aufführung des ersten Satzes des Konzertes im Moskauer Konservatorium mitwirkte. Rachmaninows 1. Klavierkonzert ist äußerst virtuos und verlangt dem Solisten Akkordkaskaden und andere technische Finessen ab. Deutlich ist noch die Vorbildwirkung von Grieg, Schumann und Tschaikowski zu erkennen. Joseph Moog konnte für den anspruchsvollen Solopart gewonnen werden. Der 1987 in Ludwigshafen geborene Pianist studierte u. a. bei Bernd Glemser (Musikhochschule Würzburg) und Arie Vardi (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover). Zweimal gewann er einen der International Classical Music Awards (ICMA), die als „Klassik-Oscar“ gelten.

Dmitri Schostakowitschs 6. Sinfonie beschließt den Konzertabend. Das 1939 entstandene und im selben Jahr erfolgreich uraufgeführte Werk weist eine recht ungewöhnliche Struktur auf. Die nur dreisätzige Sinfonie wird von einem grüblerischen langsamen Satz eröffnet. Es folgen ein Scherzo sowie ein „vollblütiger und zügelloser Musikhallen-Galopp“. Diesen Galopp hielt Schostakowitsch selbst für den gelungensten Satz.

Josep Caballé Domenech, der zu den Bewerbern um die Chefdirigentenstelle zählt, wird das Philharmonische Konzert leiten. Der gebürtige Katalane war u. a. von 2013 bis 2018 Generalmusikdirektor der Staatskapelle Halle. Seit der Spielzeit 2011/12 ist Caballé Domenech Musikdirektor des Colorado Springs Philharmonic (USA) und seit 2019 Chefdirigent des Moritzburg Festival Orchesters.