Antigone

Drama von Jean Anouilh

Wieviel Ungehorsam verträgt der Staat?

Kreon ist der neue Herrscher von Theben. Den Volksfeind Polyneikes, der gegen die Stadt gekämpft hatte, will er vor den Toren der Stadt verrotten lassen. Antigone, seine Schwester, beruft sich auf das Gebot der Götter und will ihn trotz Kreons Verbot begraben ─ soweit die antike Vorlage. Denn in Anouilhs modernem Drama ist von Göttern keine Rede: Antigones ziviler Ungehorsam ist vielmehr Rebellion gegen das „bescheidene Alltagsglück“ und jenen Staat, den Kreon vertritt. Der ist zum knallharten Politiker avanciert. Selbstverständlich geht er über Leichen, um sein Volk zu lenken. Andererseits würde er Antigone gerne retten, denn immerhin ist die mit seinem Sohne verlobt…

Dass der Mensch geradezu zur „Freiheit verdammt“ sei, wie Anouilhs Zeitgenosse J.-P. Sartre meinte, demonstriert uns Antigone durch ihr radikales Nein zu den herrschenden Verhältnissen. Sowohl die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihrer Überzeugung folgt, als auch die Konsequenz, mit der sie die Folgen ihres Handelns akzeptiert, machen sie zu einer ebenso verstörenden wie inspirierenden Heldin der Moderne.

Fotos: Christian Brachwitz

Trailer: VideoMagic Neubrandenburg